Ritual BPM (German)

RITUAL BPM versteht die Praxis des Raves als spirituelles Ritual in einer west-/panafrikanischen Tradition und will dadurch die Ursprünge der Kultur wieder sichtbar machen. Das spirituelle Verständnis der westafrikanischen Kulturen wurde durch den internationalen Sklavenhandel – der MAAFA – in die heutigen USA, Teile Südamerikas und in die Karibik weitergetragen. In den daraus entstandenen Kulturen werden spirituelle Riten bis heute im Kollektiv und in Verbindung mit Körperlichkeit, Tanz, Musik und Ekstase abgehalten. Durch körperliche Erschöpfung und tänzerische Verausgabung stellt Sophie Yukiko in RITUAL BPM einen spirituellen Moment her.

RITUAL BPM stellt sich den Herausforderungen der Räume des Hauses der Kulturen der Welt (HKW), der ehemaligen Kongresshalle, die als »Leuchtturm der Freiheit« weithin, auch im Osten, sichtbar sein und die Ideale US-amerikanischer Macht propagieren sollte; es adressiert die scheinbare Transparenz und Offenheit und versucht der körperlichen Dominanz des vorherrschenden Materials Beton eine Bewegung entgegenzusetzen: Wie kann das Ritual in das problematische modernistische Vermächtnis, das die Auslöschung eines kolonialen Erbes demonstriert, intervenieren? Was kann die Praxis dieses westafrikanischen Rituals einer eurozentrisch geprägten Architektur erwidern?

Ritual BPM ist Teil der Performance-Reihe Tracing Influence: Intervening in Western Cold War Architecture. Die Reihe widmet sich vier Architekturen des Kalten Krieges in Berlin, die von der Institutionalisierung US-amerikanischer Macht im Rahmen der Förderung von Bildungsinstitutionen und der Verbreitung von Wissen zeugen. Verschiedene Künstler*innen setzen sich performativ mit diesen architektonischen Räumen und ihren ortsspezifischen Geschichten auseinander, um neue Formen des Zusammenkommens zu entwickeln, die das Machtdispositiv ihrer Vergangenheit infrage stellen.

Tracing Influence wurde konzipiert von Kirsten Maar, Sophie Schultze-Allen, Hannah Strothmann und Luise Willer mit Unterstützung von Mariama Diagne, Friederike Hartge, Martina Kutsch und Giulia Weis im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) Intervenierende Künste der FU Berlin, in Kooperation mit der Zentralen Landesbibliothek Berlin sowie dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin.