An Occasion to Consider This Library's Desire (German)

In Kollaboration mit der Klasse für Performative Künste der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) nähert sich Isabel Lewis der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) als Architektur und sozialem Raum. An Occasion to Consider This Library's Desire entwirft scores – sie funktionieren wie innere Lotsen, die während des Lernens und Lesens zum Körper sprechen, zu seiner Beweglichkeit und seinem Wohlbefinden. Wie bewegen wir uns durch die erste wirklich öffentliche Bibliothek Berlins? Welche Begegnungen finden in ihr statt? Lewis ermutigt die Besucher*innen, neue Wege zu gehen und Beziehungen zum Raum und zu Anderen zu knüpfen. Diese in den scores formulierten Gesten sind persönliche Einladungen an Besucher*innen, ihre körperliche Präsenz im Raum wahrzunehmen und neue Arten des Zusammenkommens in der AGB zu imaginieren. Lewis versteht die Bibliothek als offene Landschaft, mit deren räumlicher und sozialer Organisation sie experimentiert.

Als Vorzeigeort für US-amerikanische Ideale von Offenheit und Demokratie, öffnete die Amerika-Gedenkbibliothek 1954 ihre Türen. Das Gebäude formt die Geste einer sich öffnenden Hand am verlängerten Ende der Friedrichsstraße: Alle sozialen Klassen und Generationen waren eingeladen. Die Architektur sollte im verhärteten Klima des Kalten Kriegs eine flexible Struktur mit großer Freizügigkeit darstellen. In unmittelbarer Nähe zu Ost-Berlin war die Bibliothek eine neue Institution für Wissensvermittlung und repräsentierte einen demokratischen Bildungsauftrag nach US-amerikanischem Vorbild.

Architekturen entwerfen stets ein zukünftiges Zusammenkommen, indem sie Wege und Bewegungen planen und lenken, indem sie Anwesende in Raum und Zeit choreographieren. Die Architektur der Amerika-Gedenkbibliothek verspricht Möglichkeiten für Wissensvermittlung und Bildung, wie auch Raum für Gemeinschaft. An Occasion to Consider This Library's Desire zeigt die Wege, von einer angelegten (Raum)choreographie abzuweichen - um alternatives Handeln zu entwerfen – und neue Zugänge zu Wissen außerhalb gegebener Ordnungen zu konstellieren. Scores for Inner Movements (That May or May Not Have Outward Expression) in Response to the Moving In-/Ex-teriors of the Amerika-Gedenkbibliothek ist eine Serie geplanter Gesten und Bewegungen. Die Choreografie lädt die anwesenden Körper dazu ein, gemeinsam zu handeln, sich zu bewegen, zu sprechen, und eröffnet damit die Möglichkeit, die Amerika-Gedenkbibliothek als tatsächlich öffentlichen, verhandelbaren Raum zu begreifen.

Scores for Inner Movements (That May or May Not Have Outward Expression) in Response to the Moving In-/Ex-teriors of the Amerika-Gedenkbibliothek wirken über den Tag verteilt durch Mikrointerventionen in den laufenden Betrieb der Bibliothek ein. Diese Momente verdichten sich zu An Occasion to Consider This Library's Desire, einer Versammlung, die alle Interessierten in den Salon der Bibliothek einlädt.

An Occasion to Consider This Library's Desire und Scores for Inner Movements sind Teil der Performance-Reihe Tracing Influence: Intervening in Western Cold War Architecture. Die Reihe widmet sich vier Architekturen des Kalten Krieges in Berlin, die von der Institutionalisierung US-amerikanischer Macht im Rahmen der Förderung von Bildungsinstitutionen und der Verbreitung von Wissen zeugen. Verschiedene Künstler*innen setzen sich performativ mit diesen architektonischen Räumen und ihren ortsspezifischen Geschichten auseinander, um neue Formen des Zusammenkommens zu entwickeln, die das Machtdispositiv ihrer Vergangenheit infrage stellen.

Tracing Influence wurde konzipiert von Kirsten Maar, Sophie Schultze-Allen, Hannah Strothmann und Luise Willer mit Unterstützung von Mariama Diagne, Friederike Hartge, Martina Kutsch und Giulia Weis im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) Intervenierende Künste der Freien Universität Berlin, in Kooperation mit der Zentralen Landesbibliothek Berlin und dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) Berlin.