Ist das mein Ort? (German)
Inmitten der Dahlemer Villen liegt der Henry-Ford-Bau als Symbol der Aufbruchsstimmung der 1950er Jahre. Als Gegenpol zur Humboldt Universität im damals »unfreien Teil Berlins« sollte der von der US-amerikanischen Ford Foundation finanzierte Neubau der Freien Universität den bereits im Universitätsnamen proklamierten Werte (ohne e) der »Freiheit« architektonisch widerspiegeln. Die Baukörper sollen getreu dem modernistischen Paradigma neue Räume schaffen, und nicht Raum verdrängen. In Form eines doppelten Ts ist das Gebäude auf zwei unterschiedlich gestaltete Eingangsseiten ausgerichtet. An der Boltzmannstraße tritt der Eingang hinter einen Vorplatz, löst sich gleichzeitig in der Glasfassade auf und wird links und rechts von zwei Baukörpern gehalten. Gerahmte Offenheit könnte das architektonische Leitmotiv lauten. Doch gibt es klare Grenzen, die der Architektur eingeschrieben sind. Die linke Wand, die den dahinterliegenden Audimax abschirmt, besteht aus massivem Naturstein. Diese der DDR zugewandte Seite bleibt symbolisch geschlossen. Offenheit existiert hier nur in einer Richtung.
Rike Flämig kreiert als Performerin ortsspezifische Arbeiten mit ihrem Körper als widerständigem Zeichen. Anhand ihres Körpers forscht sie zu Spuren von Macht in Architektur und Gesellschaft und macht sie in Körperbildern sichtbar. Sie bewegt sich mit Körper und Sprache zwischen den Zeiten, zitiert westliche Narrative, formuliert ossifuturistische Zukünfte und platziert ihren Körper im Jetzt.
Ist das mein Ort? ist Teil der Performance-Reihe Tracing Influence: Intervening in Western Cold War Architecture. Die Reihe widmet sich vier Architekturen des Kalten Krieges in Berlin, die von der Institutionalisierung US-amerikanischer Macht im Rahmen der Förderung von Bildungsinstitutionen und der Verbreitung von Wissen zeugen. Verschiedene Künstler*innen setzen sich performativ mit diesen architektonischen Räumen und ihren ortsspezifischen Geschichten auseinander, um neue Formen des Zusammenkommens zu entwickeln, die das Machtdispositiv ihrer Vergangenheit infrage stellen.
Tracing Influence wurde konzipiert von Kirsten Maar, Sophie Schultze-Allen, Hannah Strothmann und Luise Willer mit Unterstützung von Mariama Diagne, Friederike Hartge, Martina Kutsch und Giulia Weis im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) Intervenierende Künste der FU Berlin, in Kooperation mit der Zentralen Landesbibliothek Berlin sowie dem HKW Berlin.