Barcamp: Von Fakten zu gelebtem Wissen (English)
Gallery with 20 images: »«
Wo stehen wir jetzt?
Der globale ökologische Notstand von Klima-, Biodiversitäts- und Vermüllungskrise schreitet rapide voran. Die planetaren Grenzen werden deutlich überschritten, die Lebensgrundlage von Menschen, Tieren und Ökosystemen zerstört. Eklatante Ungerechtigkeiten durch koloniale, kapitalistische und diskriminierende Strukturen nehmen stetig zu, nicht zuletzt zu Lasten zukünftiger Generationen. Und doch sind die Maßnahmen von Politik und Wirtschaft unzureichend oder werden gar torpediert. Die ökologische Krise zeigt sich zugleich als eine politische sowie als Krise der Verhältnisse von Wissen, Imagination und Handeln. Wie lässt sich die Dringlichkeit zu handeln in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern besser vermitteln? Wie kann ein anderer ›Lebenszyklus‹ von Wissen und Handeln aussehen?
Zugleich sind die Werte einer demokratischen, pluralistischen Gesellschaft zunehmend in Gefahr. Angesichts der Realität der Klimakrise verbreitet sich eine neue Art der Leugnung: Anstelle der Datenlage werden der Sinn und die Umsetzbarkeit vorhandener Lösungsvorschläge angezweifelt und vor allem Klimaforscher:innen und Aktivist:innen selbst attackiert und persönlich diffamiert. Wie können Wissenschaft, Aktivismus, Medien und Künste im aktuellen gesellschaftlichen Klima dazu beitragen, den tipping point zu rechtspopulistischer Gewalt und Abschottung zu verhindern und stattdessen eine nachhaltigere, offenere und vor allem gerechtere Zukunft mitgestalten?
Am 22. November 2024 haben sich bei einem vom SFB Intervenierende Künste organisierten Barcamp Akteur:innen aus Wissenschaft, Kunst, Aktivismus und Journalismus im Change Hub in Berlin Mitte zusammengefunden, um sich zu diesen Themen auszutauschen. Bei einem Barcamp ist kein Programm vorgegeben, sondern lediglich ein Ablauf. Aus einzelnen Impulsen und Fragestellungen aus dem Plenum ergaben sich kleinere Diskussionsrunden. Die Impulse konnten spontan und situativ entstehen oder wurden bereits im Voraus erarbeitet. Moderiert wurde jede Runde von der Person, die das Thema vorgeschlagen hat, zusätzlich gab es in jeder Kleingruppe eine Dokumentation des Austauschs.
Ziel der Veranstaltung war es, sehr heterogene Akteur:innen zusammenzubringen und zu diskutieren, wie der Schritt aus der Wissenschaft zu politischem Handeln anders getan werden kann. Konkret haben wir uns auf folgende Kernfragen konzentriert:
Was brauchen…?
Wissenschaftler:innen, um die Dringlichkeit der Klimakrise in den Medien und Künsten wirkungsvoller darzustellen?
Aktivist:innen, um die Solidarität mit ihren Anliegen zu vergrößern?
Journalist:innen, um der Krise innerhalb der Nachrichtenzyklen besser Geltung zu verschaffen?
Künstler:innen, um aus Daten und Fakten spürbare Interventionen in unsere Erfahrungsräume und Wahrnehmungsweisen zu gestalten?
Fragen, die wir uns außerdem gestellt haben:
Wie können Wissenschaft, Aktivismus, Künste und Journalismus zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Bündnis für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu bilden? Wie lässt sich die Dringlichkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern gemeinsam besser vermitteln?
Welche Szenarien können in den Medien und Künsten im Vordergrund stehen, welche Emotionen adressiert werden für eine breitere Zustimmung zum Klimaschutz und eine größere Mobilisierung gegen die fossile Industrie?
Wie können wir wissenschaftliche Erkenntnisse stärker mit den Perspektiven des gelebten Alltags verbinden? Welche Erfahrungsformen können Medien und Künste entwickeln, um die Abstraktionen und Skalierungen der Wissenschaft mit unserem Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln zu verknüpfen?
Die Ergebnisse unsere Diskussionen finden sich nun in der Bildergalerie, die Stichworte auf den Fotos wurden gemeinsam entwickelt und setzten den Rahmen. Die Bildunterschrift ist die jeweilige detaillierte Auseinandersetzung damit.
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Forum Gegenwart des Sonderforschungsbereichs 1512 Intervenierende Künste statt. Sie wurde unter der Leitung des Teilprojekts C05 »Intervenierende Weltentwürfe: Audiovisualität des Klimawandels« durchgeführt.