Asja Lācis’ Manifest (German)
Mit »Neue Richtungen in der Theaterkunst« (1921) stellte eine Veranstaltung am 18. November 2022 im Brecht-Haus Berlin ein bislang nur online veröffentlichtes und historiographisch nicht untersuchtes, frühes Theatermanifest von Asja Lācis ins Zentrum. Zum Austausch ihrer künstlerischen und wissenschaftlichen Positionen waren der Sozialarbeiter Christoph Braun, die Slavistin Tatjana Hofmann, die Philosophin und Theatermacherin Luise Meier, die bildenden Künstler*innen Mirja Reuter und Florian Gass, sowie die Theaterwissenschaftlerin Marianne Streisand eingeladen.
In dem von Konstanze Schmitt gestalteten Raum – darin befanden sich statt Stühlen und Pulten mehrere Bühnenpodeste und Sitzkissen – begab sich das Labor mit rund 30 angemeldete Personen auf eine performative Recherche zum Text, wobei sich Inputs aus Wissenschaft und künstlerischer Praxis sowie Frage- bzw. Feedbackrunden abwechselten. Idee des Workshops war es, die im Manifest getroffenen Aussagen über den Entwurf eines proletarisch-revolutionären Theaters, das zugleich eine neue sozialistische Gesellschaft zu begründen sucht, zeithistorisch zu rahmen und nach dessen Aktualität zu befragen. Unser Anliegen war es, die in Lācis’ Text gestellte Forderung nach kollektiver Zusammenarbeit, Selbsttätigkeit und der Öffnung und Dynamisierung von tradierten institutionellen Räumen auch in das Veranstaltungsformat fließen zu lassen: Bewegung in einem Raum ohne Zentralperspektive, auf Austausch angelegte, gemeinsame Textlektüre und eine Verschränkung von historischen und zeitgenössisch perspektivierten Beiträgen sowie praktischen, performativen und gestalterischen Elementen führten zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit dem Text und dessen historischen wie zeitgenössischen Kontexten.
Unter dem Titel »Die Frage der Massen in der Kunst« ist eine Rezension der Veranstaltung in der Zeitschrift Theater der Zeit 01/2023 erschienen.