The multimedia performance »NFTs: Non Fuckable Token« by Peruvian performance and XR artist Claudix Vanesix was part of the annual conference »Digital Interventions. Bodies, Infrastructures, Politics« organized by the Collaborative Research Center (CRC) Intervening Arts. The conference took place on May 9 and 10, 2025, at HAU Hebbel am Ufer in Berlin.
In »NFTs,« Vanesix combines Indigenous knowledge with future visions of the interplay between humans and machines. Responding to this dynamic extended-reality experience, students of the research module »Postdigital Interventions,« taught by Prof. Dr. Brigitte Weingart and Prof. Dr. Anja Dreschke at the Berlin University of the Arts in the summer semester of 2025, created two very different responses.
English abstract: Postdigital Bodies
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Postdigital Bodies (German)
In dem Video-Projekt »N is for NPC« untersuchen Elira Halili und Elizabeth Hanisch, wie das postdigitale Zeitalter unsere gesellschaftlichen Strukturen prägt. Mithilfe der Software VRoid, die vor allem in virtuellen und Gaming-Kontexten genutzt wird, entwickelten sie 3D-Avatare, um den Mythos der Freiheit in digitalen Räumen zu hinterfragen. In ihrer Video-Arbeit begegnen sie der Software mit Auszüge aus den eigenen Nutzungsbedingungen und kritisieren die voreingestellte binäre Geschlechtsauswahl und limitierte Körperdiversität der Avatare.
Können wir frei entscheiden, ob wir beim Spiel des Plattformkapitalismus mitmachen?
Diese Frage ist für diese Arbeit zentral. Zugrunde liegt die Annahme, dass unsere postdigitale Gesellschaft tief in vermarktlichte bzw. kommodifizierte Strukturen eingebettet ist. Die damit verbundenen Normen und Werte erzeugen sowohl im physischen als auch im virtuellen Leben einen starken Konformitätszwang. Der Avatar erscheint hier nicht als neutrale Spielfigur, sondern als Verlängerung, Erweiterung oder Spiegel des physischen Körpers. Diese Video-Arbeit knüpft somit an trans- und posthumanistische Diskurse an und untersucht kritisch, wie der digitale Raum neue Normen und Standards hervorbringt.
Rassistische und patriarchale Strukturen verschwinden dabei nicht im Digitalen – sie bleiben in uns eingeschrieben, online wie offline. Sie begünstigen Selbstausbeutung, die Extraktion von Arbeit und Daten und die Kommodifizierung insbesondere marginalisierter Körper. So tarnt der digitale Kapitalismus Zwang als Wahlfreiheit und verstärkt soziale Ungleichheiten unter dem Versprechen einer Befreiung.
Eine Postdigitale Meditation
Katharina Schneider entwickelte als Reaktion auf die Performance von Claudix Vanesix eine postdigitale Meditation, die mithilfe einer KI-Stimme eingesprochen wurde. Ausgangspunkt der Arbeit ist ebenso die enge Verflechtung des Menschen mit einem fragilen Geflecht aus Netzwerken, Stimmen und digitalen Strukturen. Die KI-Stimme macht diese Verbindung hörbar und steht für die allgegenwärtige Präsenz des Digitalen in unserem Alltag.
Die Meditation versucht, diesem Geflecht für einen Moment zu entkommen. Nicht, um die digitale Welt zu verlassen oder zu kritisieren, sondern um sie bewusst wahrzunehmen – und damit anzuerkennen, wie tief sie in unser Leben eingreift. So lädt die Arbeit dazu ein, ins Fühlen zu kommen, um sich selbst zu spüren und kurzzeitig vom (digitalen) Raum zu lösen. Die Meditation bewegt sich somit im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zur Technologie – nicht aus Ablehnung, sondern aus dem Wunsch nach einem bewussteren Umgang.
Dauer: ca. 5 Minuten
Such dir einen Ort, an dem du für ein paar Minuten ungestört bist.
Setz dich oder leg dich hin.
Es gibt jetzt nichts mehr zu tun. Niemand wartet auf eine Antwort.
Schließ die Augen.
Atme tief ein und wieder aus.
Lass den Tag einen Moment zur Seite sinken.
Nimm wahr, wie du sitzt oder liegst.
Spür dein Gewicht.
Den Boden unter dir.
Die Kleidung auf deiner Haut.
Du musst gerade nichts darstellen.
Niemand schaut zu.
Du darfst einfach nur sein.
Lenk deine Aufmerksamkeit nach innen.
Spür deinen Atem. Ohne ihn verändern zu müssen.
Spür deine Schultern. Deinen Bauch. Deine Hände.
Wie fühlt sich dein Körper an?
Nimm ihn wahr, ganz ohne Bewertung.
Was hörst du gerade?
Was riechst du?
Was schmeckst du vielleicht noch vom Tag?
Lass all das da sein, wie es ist.
Es gibt gerade nichts zu erledigen.
Du musst nichts festhalten.
Keinen Gedanken. Kein Gefühl. Keinen Plan.
Lass die Gedanken vorbeiziehen wie Wolken.
Sie kommen und gehen.
Wenn sie abschweifen, komm einfach wieder zurück.
Fokussiere deine Aufmerksamkeit auf den Moment im Hier und Jetzt.
Wenn du möchtest, bewege langsam deine Finger und deine Zehen.
Kreise deine Fuß- und Handgelenke.
Atme einmal tief ein und wieder aus.
Wenn du liegst, setzte dich wieder aufrecht hin.
Reibe nun deine zwei Handflächen schnell aufeinander um etwas Wärme zu generieren.
Nun lege die Handflächen sanft auf deine Augen.
Spür die Wärme, die du erzeugt hast.
Wenn du soweit bist, öffne langsam die Augen und leg deine Hände in deinen Schoß.
Welche Veränderungen bemerkst du jetzt vielleicht?
Was fühlt sich anders an?
Du bist zurück. Oder: du warst nie weg.
Du hast nur kurz wieder hingehört.
Der Beitragstext beruht auf den Reflexionspapieren der Studierenden und wurde von Klara Beetz redaktionell bearbeitet.